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LARA - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen*

Unser Angebot (von Frühjahr 2018 bis Frühsommer 2020)

Beratung für komplextraumatisierte Frauen*

Das Projekt ist leider inzwischen ausgelaufen !

Um einen heilsamen Umgang mit den Folgen von Gewalterfahrung zu finden, ist ein individuelles Netzwerk von Helfer*innen notwendig. LARA KOMPLEX unterstützte und beriet u.a.:

  • beim Stellen von Anträgen auf Einzelfallhilfe
  • bei der Suche nach Therapeut*innen
  • bei der Suche nach geeigneten klinischen Einrichtungen & Ärzt*innen
  • bei der Suche nach anderweitig hilfreichen Unterstützungsstrukturen

Auch unterstützende Angehörige und Bezugspersonen konnten von uns beraten werden.
Die BERATUNG war kostenlos, auf Wunsch anonym und konnte persönlich oder telefonisch erfolgen.

Hilfreiche Dokumente zur Suche von therapeutischer Unterstützung

Wichtiges zur Suche von Psychotherapeut*innen (PDF Download)
Wichtiges zur Suche einer Klinik (PDF Download)

Bildung für Expert*innen

Mit unserem Bildungsangebot wollten wir Menschen aus allen psychosozialen Bereichen, die in ihrem Beruf mit komplex traumatisierten Menschen in Berührung kommen, die Möglichkeit geben, sich über KOMPLEXTRAUMATISIERUNG & DISSOZIATION zu informieren, ihr Wissen zu erweitern und einen Raum für fachlichen Austausch eröffnen.

Auf Nachfrage bieten diverse Fortbildungen von erfahrenen Beraterinnen zu den Themen rund um KOMPLEXTRAUMATISIERUNG & DISSOZIATION an.

Vernetzung für Expert*innen

Durch einen kontinuierlichen fachlichen Austausch und kurze Kommunikationswege kann die Qualität der Unterstützung von komplex traumatisierten Menschen erheblich verbessert werden.

Zum Thema KOMPLEXTRAUMATISIERUNG & DISSOZIATION haben wir daher folgende Ziele verfolgt:

  • einen Rahmen für interdisziplinären Austausch
  • eine Schnittstelle für Professionelle und Multiplikator*innen
  • den Auf- und Ausbau eines Fachkreises
  • Fachveranstaltungen
  • Supervision
  • Intervision

So konnten Probleme gelöst, Erfahrungen geteilt, Fragen geklärt sowie weitere fachliche Meinungen eingeholt und diskutiert werden.

Wissen

Was können komplexe psychische Gewaltfolgen sein?

Menschen können in der Verarbeitung von erfahrener Gewalt unangenehme bis schwer belastende psychische Folgeerscheinungen entwickeln. So haben die meisten Menschen direkt nach einer Gewalterfahrung verständlicherweise mehr Angst und der Körper ist angespannter um in einer etwaigen nächsten Gefahrensituation schnell reagieren zu können. Oftmals kommt es zu einem unwillkürlichen Wiedererinnern von einzelnen Bildern aus der Gewaltsituation. Diese Phänomene nehmen meist ab, wenn die gewaltbetroffene Person über die Erfahrung sprechen kann und darf, sie (gesellschaftliche) Anerkennung ihres Leids erfährt und von anderen Menschen Unterstützung und Hilfe erhält. Die Voraussetzung für so eine positive Entwicklung sind Lebensbedingungen, die eine existenzielle Sicherheit gewährleisten.

Wenn jemand allerdings über einen langen Zeitraum in der Kindheit wiederholt Gewalt (physischer, psychischer und/oder sexualisierter) ausgesetzt war, sind meistens die Eltern entweder Mittäter oder lassen die Gewalt zu und die Mehrheit der Gesellschaft schaut weg. Daher erhalten die Betroffenen meist keine Unterstützung und können bzw. dürfen nicht über die Gewalt sprechen. Zudem sind Kinder in ihren existenziellen Lebensbedingungen auf ihre Eltern angewiesen und befinden sich daher in einer Abhängigkeit von den gewalttätigen oder die Gewalt zulassenden Personen. Aufgrund der Unmöglichkeit, sich gegen die Gewalt zu wehren oder diese psychisch zu verarbeiten, kann es entweder zum Tod oder einer psychischen Fragmentierung im Sinne einer Psychose kommen. Die gewaltbetroffenen Personen sind z.T. auch in der Lage die Gewalterfahrungen von ihren sonstigen Erinnerungen abzuspalten. Durch diese psychische Schutzleistung werden die Erinnerungen an die „bösen“ Seiten der gewaltausübenden Personen von den „guten“ Seiten getrennt, sodass das Kind sich nicht immer gut an die Gewalt erinnert und die gute Seite der Eltern im Inneren erhält, um so äußerlich ein „normales“ Leben führen zu können. Diese psychisch enorm aufwendige psychische Gehirnleistung ist in der Kindheit lebensnotwendig. Wenn dann die Abhängigkeit von Beziehungspersonen durch das Erwachsenwerden abnimmt und / oder durch ein bestimmtes Alter die Barrieren zu den „abgespaltenen“ Inhalten durchlässiger werden, kann es passieren, dass die Betroffenen als Erwachsene Albträume bekommen, Erinnerungen an Gewalterfahrungen auftauchen, schwere Ängste entwickelt werden oder auch das Vertrauen und der Bezug zu anderen Menschen sich verändert. Manche Betroffene entwickeln auch das Gefühl, verrückt zu sein, körperliche (Schmerz-) Symptome und erleben Trauer und Motivationslosigkeit.

Diese Form der Gewalt wird in der Psychologie als „Trauma“ bezeichnet; als eine Form der Verletzung durch Gewalt, bei der die jeweiligen psychischen Bewältigungskapazitäten überschritten wurden. Psychische Diagnosen, die mit solchen oder ähnlichen Formen der psychischen Gewaltfolgen in Zusammenhang gebracht werden, sind die „Posttraumatische Belastungsstörung“, die „dissoziativen Störungen“ und die „komplexe Posttraumatische Belastungsstörung“. Wie alle Diagnosen haben diese Vorteile (Anerkennung der Phänomene als Realität, Versorgung als Krankenkassenleistung, Verbreitung des Wissens um diese Phänomene) und Nachteile (Pathologisierung, Individualisierung und damit einhergehend eine fehlende Würdigung der enormen psychischen Leistung, um eine äußerst gewaltvolle Außenwelt psychisch zu überleben). Zudem sind Diagnosen immer Schubladen, die nur Annäherungen darstellen können.

Es kann für Betroffene hilfreich sein, die Erfahrung der Anerkennung des Leids und des Verständnisses im Rahmen einer Selbsthilfegruppe, Beratung oder Therapie im Erwachsenenalter nachzuholen, um die abgespaltenen Inhalte anzuerkennen und dauerhafter in das bewusste Alltagsgedächtnis zu integrieren.

Bei manchen Personen kommen die Erinnerungen situationsbedingt mehr oder weniger ins Bewusstsein und beeinflussen das Verhalten (so genannte „Ego-states“). Bei manchen Personen ist die Spaltung so stark, dass die abgespaltenen Anteile ein Eigenleben entwickelt haben und zu Persönlichkeiten geworden sind, die mehr oder weniger voneinander wissen. Dieses Phänomen wird unter Was bedeutet „Viele-Sein“ genauer beschrieben.

Was ist DIS? Was bedeutet „Viele-Sein“?

Stell dir ein großes Haus mit zwei kleinen Fenstern vor, wo man nur durchsehen kann und eine Tür, wo nur einer, ob groß oder klein, durch passt. Das Haus ist unser Körper. In dem Haus leben ca. 30 Menschen. (. . .) wenn ein Tag beginnt: Das große Gedränge an den Fenstern, der Kampf an der Tür. Wer es schafft, durchzukommen, hat Glück und kann die Zeit bestimmen.
(Sonja P. in Deistler und Vogler, 2002, S. 59)

Viele-Sein ist eine Selbstbezeichnung von Betroffenen und beschreibt das Phänomen, dass einige Menschen mehrere „Ichs“ (Persönlichkeiten) haben. Diese verschiedenen Persönlichkeiten haben eine eigene Geschichte mit eigenen Erinnerungen, Eigenschaften, Vorlieben und Verhaltensweisen. Bei vielen Betroffenen kommt es dazu, dass verschiedene der Persönlichkeiten die Kontrolle über das Verhalten der Betroffenen übernehmen, wie das Zitat oben beschreibt. Ebenso wissen die verschiedenen Persönlichkeiten ggf. nichts voneinander, was verschiedene Auswirkungen haben kann. So gibt es im Erleben zum Beispiel Zeitlücken in der Erinnerung oder die Stimmen der anderen Persönlichkeiten im Kopf wird als Normalität erlebt, weil „die ja schon immer da waren“, es kann zu irritierenden Erinnerungen und Flashbacks kommen. Die verschiedenen Persönlichkeiten können wie Gemeinschaften oder „Communities“ zusammenarbeiten, aber auch Konflikte haben und gegeneinander arbeiten, wodurch manchmal Handlungen blockiert oder gegen den Willen anderer Persönlichkeiten durchgesetzt werden, Entscheidungen schwerfallen oder es zu einer Lähmung durch Überforderung kommt. Zudem ist die Erlebenswelt durch das Viele-Sein häufig von den Menschen, die solche Phänomene nicht kennen, so verschieden, dass viel Kraft für Erklärung, Auseinandersetzung und auch das Verstecken des Viele-Seins vor der Außenwelt aufgebracht werden muss.

Da es eine deutlich andere Erlebenswelt umfasst als von den meisten Menschen (also abweicht von der „Normalität“) und auch häufig mit Leiden der Betroffenen einhergeht, gibt es eine psychische Diagnose, die das Phänomen „Viele-Sein“ versucht, zu umschreiben. Die klinische psychische Diagnose zu „Viele-Sein“ heißt „Dissoziative Identitätsstörung“, kurz „DIS“ (früher „Multiple Persönlichkeitsstörung“). Damit die Diagnose von einem*r Psychotherapeut*in vergeben werden kann, müssen nach dem Diagnosemanual DSM – 5 folgende Merkmale vorliegen:

  • Spaltung der Persönlichkeit, die durch zwei oder mehr klar unterscheidbare Persönlichkeitszustände charakterisiert ist. Die Identitätsstörung umfasst eine ausgeprägte Diskontinuität des Ich-Erlebens und des Handlungserlebens, begleitet von damit verbundenen Veränderungen in Affekt, Verhalten, Bewusstsein, Erinnerung, Wahrnehmung, Kognition und/oder sensomotorischen Funktionen. Diese Merkmale und Symptome können von anderen beobachtet werden oder werden von den betroffenen Personen berichtet.

  • Wiederholte Lücken in der Erinnerung von Alltagsbegebenheiten, wichtigen persönlichen Informationen, und/oder traumatischen Ereignissen, die nicht mit normalem Vergessen erklärt werden können.

  • Die Symptome verursachen klinisch relevantes Leiden oder eine Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

  • Die Störung ist nicht Teil der weitgehend akzeptierten kulturellen oder religiösen. Die Symptome können nicht auf die Wirkung einer Substanz (z. B. Blackouts oder chaotisches Verhalten im alkoholisierten Zustand) oder auf eine körperliche Erkrankung (wie z. B. komplexe fokale epileptische Anfälle) zurückgeführt werden.

Die Beeinträchtigungen der Betroffenen durch die Störung werden im DSM-5 als individuell sehr unterschiedlich von minimal bis hochgradig beschrieben. Es wird weiterhin angegeben, dass therapeutische Behandlungen die jeweilige Symptomlage verbessern können (American Psychiatric Association, 2013). In Deutschland wird dieses Diagnosemanual allerdings nicht eingesetzt. In dem hierzulande üblichen Diagnosemanual ICD-10 wird die DIS veraltet als „multiple Persönlichkeit(sstörung) mit drei weniger aussagekräftigen Kriterien definiert:

  • Zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeiten innerhalb eines Individuums, von denen zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils nur eine in Erscheinung tritt.

  • Jede Persönlichkeit hat ihr eigenes Gedächtnis, ihre eigenen Vorlieben und Verhaltensweisen und übernimmt zu einer bestimmten Zeit, auch wiederholt, die volle Kontrolle über das Verhalten der Betroffenen.

  • Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern, was für eine einfache Vergesslichkeit zu ausgeprägt ist.

(Weltgesundheitsorganisation (1993). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F). Bern: Verlag Hans Huber)

Der ICD 11, der in einiger Zeit in Kraft treten wird beschreibt folgendes:

  • Störung der Identität, charakterisiert durch zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeitszustände (“personality states”), verbunden mit deutlichen Unterbrüchen des Selbsterlebens und der eigenen Wirksamkeit.

  • Jeder Persönlichkeitszustand beinhaltet sein eigenes Muster von Erleben, Wahrnehmen, Erfassen und Interagieren mit sich selber, dem eigenen Körper und der Umgebung.

  • Mindestens zwei unterschiedliche Persönlichkeitszustände übernehmen wiederholt die exekutive Kontrolle des Bewusstseins und des Handelns in zwischenmenschlichen Interaktionen, im Austausch mit der Umwelt, und in verschiedenen Lebensbereichen wie Elternschaft, Arbeit, oder in Reaktion auf spezifische Situationen (z.B. als bedrohlich erlebte Situationen).

  • Wechsel zwischen Persönlichkeitszuständen sind verbunden mit damit verbunden Veränderungen von Empfindungen, Wahrnehmung, Affekten, Kognitionen, Erinnerung, motorischer Kontrolle und Verhalten.

  • Typischerweise gibt es Episoden von Amnesien, die schwergradig sein können.

  • Die Symptome können nicht durch eine andere Erkrankung oder durch Substanzen oder Medikamente erklärt werden (siehe ICD-11 unter 6B64 oder bei Gysi, 2018)

Die Prävalenz (das Vorkommen) liegt bei etwa 0,4% bis 1,5% der Allgemeinbevölkerung, sowie bei 1% bis 6% bei psychiatrischen Patient*innen (Nijenhuis 2016, S. 396f) davon scheinen nur ca. 20% männlich zu sein (Huber, 2011) bzw. im Hilfesystem anzudocken (American Psychiatric Association, 2013).

Wir über uns

Das Projekt LARA KOMPLEX

Der Bedarf nach nachhaltigen Unterstützungsstrukturen und therapeutischen Versorgungsnetzen für komplex traumatisierte Menschen ist weiterhin groß, obwohl sich einiges in der Fachwelt, Forschung und Öffentlichkeit getan hat. Das Projekt LARA KOMPLEX hat das Ziel, die gesundheitliche Versorgung von Frauen*, die aufgrund wiederholter und langanhaltender sexualisierter und/oder physischer Gewalt in ihrer Kindheit schwer traumatisiert wurden, zu verbessern.

Wir BERATEN, BILDEN & VERNETZEN zum Thema KOMPLEXTRAUMATISIERUNG & DISSOZIATION (u.a. Dissoziative Identitätsstruktur/DIS, multiple Persönlichkeitsstörung/MPS, komplexe posttraumatische Belastungsstörung/kPTBS) auch im Kontext von sexualisierter organisierter oder ritueller Gewalt.

Das Projekt ist bei LARA - Verein gegen sexuelle Gewalt an Frauen e.V. angegliedert und im Frühjahr 2018 gestartet. Es wird von Aktion Mensch und der Heidehof Stiftung gefördert. Diese Website ist mit der Unterstützung der Medusana Stiftung ermöglicht worden.

* In der deutschen Sprache gibt es nur weibliche, männliche und manchmal geschlechtsneutrale Formulierungen. Wir fügen an Stellen, in denen es sonst nur die männliche oder weibliche Form gibt, ein Sternchen ein, um einen Raum zwischen weiblich und männlich zu markieren. Das Sternchen bezieht somit ein ganzes Spektrum von Geschlechtern ein, also auch Personen, die sich nicht im konventionellen Sinn als Mann oder Frau begreifen.

Geschichte des Projekts

LARA KOMPLEX ist aus der Praxis heraus entstanden. In der Fachstelle LARA gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* die sexualisierte Gewalt erfahren mussten, kamen immer mehr Betroffene, die eine langfristige und schwerwiegende Gewaltgeschichte in der Kindheit hatten und unter deren psychischen Folgen litten. Da solche komplexen Traumafolgen eine besondere Unterstützung benötigen, versuchten wir uns schlau zu machen um den Klient*innen besser helfen zu können.

Es wurde deutlich, dass insbesondere Menschen mit diesen schweren Belastungen kaum hilfreiche gesundheitliche und psychologische Unterstützung finden. Zwei kleine Studien zeigen, dass komplex traumatisierte Frauen sich oftmals nicht ausreichend beraten und unterstützt fühlen, sondern häufig mit Unverständnis und Unglauben konfrontiert werden und Drehtüreffekte erleben (Sommer, 2014; Roth, 2015). Aus verschiedenen klinische Erhebungen (Frommberger & Wirtz, 2013), sowie aus Veröffentlichungen der Betroffenenverbände (Borchert & Ott- Gmelch, 2012; Igney, 2011) wird ebenfalls deutlich, dass eine Basis-Versorgung der komplex traumatisierten Frauen nicht gegeben ist, sondern eher eine strukturelle Retraumatisierung passiert (Gast, 2002, S. 130). Dies hat mehrere Gründe. So wird vielfach die Diagnose der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), die als psychische Folge von kontinuierlichen Gewalterfahrungen vor dem 5. Lebensjahr verstanden werden kann, abgelehnt. Auch Klinikpersonal und ambulante Therapeut*innen kennen die Diagnose z.T. kaum und fühlen sich aufgrund fehlender Erfahrung nicht kompetent genug, um eine Behandlung anzubieten. Dies könnte damit zu tun haben, dass in den psychologischen Studien und Ausbildungen die Diagnose DIS meist nur ein Randthema ist, da sie in der psychologischen Fachwelt zudem umstritten ist. Obwohl die Diagnose bereits seit den 1980er Jahren offiziell anerkannt und in den gängigen Diagnosemanualen (ICD-10 und DSM-IV) zu finden ist, wird immer wieder von namhaften Kliniker*innen und Rechtspsycholog*innen angezweifelt, dass es solche psychischen Phänomene gebe. Dieses Infragestellen tritt bei dieser Diagnose, die mit kontinuierlicher Gewalt – häufig gegen Mädchen* - und oftmals mit Menschenhandel assoziiert ist, verstärkt auf. Es scheint nahezuliegen, dass dies unter andrem einer Abwehr gegenüber möglicherweise unangenehmen Wahrheit assoziiert ist, wie beispielsweise, dass Menschen zu der Ausübung solcher Gewalt in der Lage sind. Gleichzeitig werden in den Argumentationen auch sexistische Klischees bedient. Ein scheinbar verbreitetes Argument ist, dass die Betroffenen sich die teilweise furchtbaren Gewalterfahrungen ausdenken, um mehr Beachtung zu erhalten (bedient die Mythe der hysterischen, lügenden, aufmerksamkeitssuchenden Frau* (Krahé & Temkin 2008). Unter diesen Umständen erscheinen Gewaltbetroffenen abermals als Leidtragende. Wenn sie etwa jahrelang als schizophren fehldiagnostiziert Medikamente und Behandlung erhalten, die nicht hilfreich sind. Wenn sie - dann mit der DIS – Diagnose - oftmals jahrelang auf einen Therapieplatz bei jemanden warten, der_die mit Menschen die Viele sind, Erfahrung hat.

LARA e.V. war und ist für solche Frauen* eine Anlaufstelle, die sie in dieser Situation als Krisenzentrum nutzen. Aufgrund des bestehenden Setting, das auf akute Krisenbewältigung ausgelegt ist, können wir jedoch immer nur Wegbegleiter*innen für ein kurzes Stück der Strecke sein. Oftmals konnten und können wir erst mit viel Mühe und Nerven eine Vermittlung organisieren. Neben dem Beratungsalltag ist diese Mehrarbeit häufig nur durch enormes Engagement möglich. Daher haben wir beschlossen, dass wir ein spezielles Projekt für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen* die komplexen Gewalterfahrungen machen mussten, aufbauen wollen. Es entstand LARA KOMPLEX. Hierbei verstehen wir uns als Schnittstelle, da wir nicht die psychotherapeutische Behandlung übernehmen können, sondern versuchen, durch die Fortbildungs-, Vernetzungs- und Unterstützungsangebote für Professionelle die Menge derjenigen, die mit der Klientel unterstützt und gut supervidiert arbeitet, zu vergrößern. Für die Betroffenen selbst bieten wir eine Orientierung, kurzfristige Unterstützung, Stabilisation, Beratung und - im besten Fall - Vermittlung an Professionelle an.

Die Förderung (Zeitraum der Förderung: Frühjahr 2018 bis Frühsommer 2020) des Projektes erfolgt(e) durch Aktion Mensch, die Heidehof Stiftung sowie die Medusana Stiftung. Wir versuchen gemeinsam gewonnene Erkenntnisse und Informationen zu teilen und Wissenswertes mit dieser Webseite weiterzugeben. Wir versuchen auch weiterhin Angebote für komplextraumatisierte Frauen* zu verstetigen. Zudem besteht immer die Möglichkeit das reguläre Angebot von Lara e.V. zu nutzen: Beratungsangebote LARA

Förderung

Links

Es ist möglich Psychotherapeut*innen in folgenden Datenbanken zu finden:

https://www.kvberlin.de/60arztsuche/schnellsuchep.html
http://www.degpt.de/therapeutinnen-suche
https://www.bptk.de/service/therapeutensuche.html
https://www.gptg.eu
https://www.therapie.de
https://psych-info.de/ bzw. http://www.psychotherapeutenkammer-berlin.de
https://www.psychotherapiesuche.de/pid/search
http://traumanetz.signal-intervention.de/therapeutensuche

Eine Liste von Kliniken mit Trauma-Spezialisierung ist unter folgendem Link zu finden:

https://www.vielfalt-info.de/index.php/info-material/kliniken

Beratungsmöglichkeiten:

https://nina-info.de/berta

Informationen zu ritualisierter Gewalt:

https://www.kinderschutz-zentren.org/index.php?a=v&t=f&i=40327

Gesellschaften:

https://www.dgtd.de
https://www.degpt.de
https://www.issd.org
https://www.estd.org
https://www.fonds-missbrauch.de

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