Hallo, ich wollte mich erst mal sehr dafür bedanken, dass es diese Möglichkeit hier gibt und man von so tollen Experten Fragen beantwortet bekommt, das ist wirklich einzigartig danke sehr dafür.

Positive Momente, Glücksmomente oder da wo man Frohsinn erleben sollte weil etwas schönes passiert, drücken bei uns (Diagnose DIS) stark auf die Stimmung und das ganze System. Als wäre es nicht erlaubt so etwas zu empfinden oder wenn dann wird das ganz schnell kaputt gemacht. Ich weiß nicht woher das kommen könnte noch ob das normla ist unter den Umständen als multipler Mensch. Daher frage ich mich ob wir da irgendwie besonders komisch sind oder so... würde mich sehr über Antworten freuen.

Antworten von Betroffenen der dissoziativen Identitätsstruktur:

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Hi,
ob, dass typisch für uns Betroffene von DIS ist, kann ich nicht sagen, aber ich kenne Stimmungstief nach Glücksmomenten auch. Als wäre Glücklich sein nicht erlaubt, trifft es auch für mich ganz gut. Ein Teil in mir beobachtet mich recht streng.
Oft ergibt ein positiver Moment Kopfchaos mit Fragen, ob es überhaupt real ist oder ich nicht nur übertreibe. Ich glaube, bei mir hat die "Relativierung" z.B. mit Verlustängsten zu tun. Glück vor allem im Zusammenhang mit jemand, den ich mag, reaktiviert vielleicht die Angst, dass es mir schlecht gehen wird, weil Abstand und Trennung sehr schwer aushaltbar sind. Wenn das Glücksein nicht so stark ist, ist auch der Schmerz hinterher nicht so groß.
Bei Glück treten oft auch kindliche Anteile bei mir nach vorn und ihr Erscheinen kann in mir ablehnende Anteile reaktivieren. Ich vermute, sie wollen im Grunde oft die Kids nur vor Schmerz durch unweigerlich folgende Verlassenheitsgefühle schützen, aber schneiden sie dafür von Glücksmomenten des Lebens ab.
Das klingt jetzt ohne Beispiel evtl. sehr theoretisch und verkopft. Aber andererseits suchst du ja nach Erklärungen. Ob es das wirklich erklärt, kann ich nicht sagen, aber vielleicht wurde deutlich, dass mir dein Erleben auch vertraut ist.

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Hallo,

Wahrscheinlich hat auch das etwas mit Emotionsregulation zu tun. Das geht in beide Richtungen. Negative Gefühle werden als nicht aushaltbar empfunden und genauso kann das auch mit positiven Gefühlen sein. Auch diese können einen „überwältigen“. Denk doch nur mal an Hochzeiten, oder wenn ein Kind geboren ist und die Mutter dieses zum ersten Mal im Arm hält.
Das Toleranzfenster für das Aushalten von Emotionen/Gefühlen zu vergrößern kann hier helfen, wenn es dir auch bei kleineren Glücksmomenten so geht. Genauso, wie sich selbst die Erlaubnis dafür zu geben, dass dieser Glücksmoment sein darf, dass es in Ordnung ist, so zu fühlen und glücklich zu sein.

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Ich finde, du gibst dir die Erklärung ja schon selbst. wir kennen das auch und da ist es auch genauso, wie du schreibst: es ist nicht erlaubt und es wird abgespalten oder kaputt gemacht. und der Grund ist, dass es genau so auch früher erlebt wurde: Die Erzeuger haben positive Gefühle kaputt gemacht, die durften nicht gezeigt werden. es war nicht erlaubt und man wurde dafür bestraft, in dem man eben nieder gemacht wurde oder die Sache/das Erlebnis nieder gemacht wurde. Wir waren es nicht wert, dass wir uns gut fühlen durften, wir durften uns nicht freuen oder uns positiv lebendig fühlen. Das passte nicht in deren Bild von uns, demnach waren wir schlecht und hatten kein REcht auf solche Gefühle. Und die Gedankenmuster zeigen sich heute immer noch schnell im System, wenn es positives passiert. Es gibt immer noch Anteile, die die alten Glaubenssätze verinnerlicht haben und die dann ausgelöst werden.

Vielleicht brauchts da auch ne Art von "Desensibilisierung" in Form von Umbewertung: sich bewußt werden über (gerne viele) positive Erlebnisse und das aushalten und bewußt wahrnehmen, dass nichts im Aussen diese zerstört. Und den Anteilen, die das innerlich machen, weil so gelernt, dann verständnisvoll und mitfühlend zu begegnen in dem Wissen, dass diese gerade massiv getriggert sind und quasi in einem Flash drin hängen und die versuchen zu reorientieren. So versuchen wir zumindest damit umzugehen. Schwierig finden wir dann die Erwartungshaltung von Aussen, dass wir uns doch jetzt freuen müssen, das stresst uns mit am meisten, weil das halt eben einfach nicht geht und dann kommen wir so "gestört" vor. Aber das gehört wahrscheinlich irgendwie auch zu dem Film, weil man ja auch (damals) immer als undankbar/gestört galt, weil man eben keine Freude mehr äussern konnte.

und bei uns kommt dann auch noch dazu, vor allem bei den kleinen Kindern, dass "Freude äussern", "ausgelassensein" mit Gefahr assoziiert ist, also wenn täter so drauf waren, wurde es gefährlich und wenn man selbst so drauf war, rächte sich das auch schnell.

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Wenn wir Freude gezeigt haben wurde der Grund für die Freude zerstört, auch wurde für Freude gestraft. Wie überhaupt für jegliches Gefühle nach Außen dringen lassen. Geschenke die wir bekommen haben wurden zerstört. Selbst nach vielen Jahren, wo die Verursacher schon fast alle gestorben sind fällt es uns schwer Freude zu zeigen. Freude empfinden geht manchmal, kippt immer noch leicht in ein Gefühl das wir etwas verbotenes tun.

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ja, das war bei uns auch so.
Es ist gefährlich, wenn wir zeigen, worüber wir uns freuen oder dass wir uns freuen, weil das dann wieder gegen uns verwendet wird. Es wird zerstört, kaputt gemacht und ins Lächerliche gezogen. Wir dürfen uns nicht anmerken lassen, dass uns etwas wichtig ist oder dass wir uns freuen, weil wir uns damit verletzlich und angreifbar machen.

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Weitere Antworten folgen, wenn es neue gibt :-)

 

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